
Drei Menschen in arabischer, deutscher und hebräischer Sprache unterwegs im Feld kollektiver Traumata:
Ich bin da, trotzdem - hörst Du?
ein Stück Tanz- Schauspiel- Musik basierend auf Paul Celans "Gespräch im Gebirg
Erschreckend, wie wahrhaftig auf aktuellste Geschehnisse eingehend dieser Text eines Autors sein kann, der die Shoah überlebt hatte. Wir haben den Eindruck, dass „Gespräch im Gebirg“ die traumatischen Ereignisse am 7.10.2023 in Israel und die Folgen dessen als Kollektivstrafe für die palästinensische Bevölkerung fast noch näher reflektiert, als die Situationen, die Celan selbst erlebt hat. Tatsächlich wollte Celan selbst nicht, dass man seine Texte autobiographisch versteht. Es scheint, als würde dieser Text jetzt noch zutreffender sein als damals. Nicht nur vom Opfer- Sein kann der Text erzählen, sondern auch vom Täter-Sein.
Wir horchen den Text auf Echos der aktuellen Geschehnisse, neue und alte Traumatisierungen und ihren Folgen ab, die wir alle unterwegs sind, auf der schönen Straße im Gebirg, oder unten in den Niederungen, auf verschiedenen Wegen. Abgetrennt voneinander, oder miteinander? Ist die Verbindung zur uns umgebenden Natur, so wie es in Celans Text ausgedrückt wird , ein Weg zur Heilung, zum Ganz-Werden? (Ganz Hebr. = shalem = shalom, Friede). Ganz -Werden bedeutet auch die abgespaltenen Teile von sich selbst zu integrieren. In Celans Text ist vom Schatten, dem eignen und dem fremden die Rede. Ist der Andere unser fremder Schatten, unser Spiegel dessen, was wir abspalten? Also ginge es darum den Anderen zu integrieren, um zu sich selbst zu finden? Wie kommen wir zu dieser Offenheit dem Anderen gegenüber? Tatsächlich stellt unser Text einen Selbstwerdungsprozess dar und endet mit den Worten „ich hier, auf dem Weg zu mir, oben.“ Die Bilder dieses Textes, welche der Torah entnommen sind , führen uns auch zu schamanischen Ursprüngen.
Dies erforschen wir mit den Mitteln des Tanzes. Uns bewegt die Frage: was bringt uns von einer Welt, in der es nur Er, Sie und Es gibt hin zu einer Welt, in der Ich und Du möglich sind? In der Sehnsucht danach, die Celans Text ausdrückt, sehen wir etwas Universelles und Existentielles.
.
Konzept/ Tanz/ Schauspiel:
Yael Schüler
Schauspiel/Tanz/Gesang:
Ebaa Monther
Performance/div. Blockflöten:
Raphael Isaac Landzbaum
Choreographie: Katja Münker
Oeil extérieur: Muriel Bader
Produktionsleitung: Mali Haustrate
Kostüme:
Sandra Markgraf
Trailer 4 Minuten:
Kurz- Trailer:
Ganzes Stück:
Die deutsch-jüdische Schauspielerin Yael Schüler entwickelte bereits vor dem 7.10.23 mit der Lehrerin der Feldenkrais Methode und Choreographin Katja Münker ein 20 minütiges Tanz – Solo, sich durch eine Landschaft von Stöcken und Steinen bewegend, zu dem von ihr selbst aufgesprochenen Text Celans. Dann geschah der 7. Oktober , welcher dem Text eine ganz neue Bedeutung gab, und Yael begegnete mit diesem Tanz dem israelischen Musiker Raphael Isaac Landzbaum. Dieser ist nicht nur Oboist, der auch diverse Blockflöten beherrscht, sondern er agiert auch gerne als Performer. Beide führen nun das „Gespräch im Gebirg“ auf Hebräisch und Deutsch miteinander. Die verwüstete Bühne wird dabei aufgeräumt, aus den Steinen und Stöcken wird ein Schutzwall gebaut... Dann fand Yael ohne groß zu suchen Ebaa Monther eine Schauspielerin, die in den Golan Höhen zu Hause ist, was seit 1967 von Israel besetzt ist. Arabisch ist Ebaas Muttersprache. Die Vermutung bestätigte sich durch sie, dass Celans Text und Yaels parcours durch die Stöcke und Steine dazu geeignet ist und Raum bietet, auch ihr Trauma und Narrativ zu reflektieren und sichtbar zu machen. Wie Raphael ist auch sie von Anfang an als Teil der Landschaft auf der Bühne, doch bis zu einem bestimmten kritischen Punkt wird sie von den beiden anderen gar nicht wahr genommen. Sie leben nebeneinander in wzei verscheidenen Welten. Was in der einen Welt geschieht hat jedoch einen Effekt auf die andere Welt und umgekehrt. Und so neh,en sioe einander doch irgendwann bewusst wahr, kommen zusammen, werden sogar eins...
Wir Drei also sind in diesem Stück die Geschwisterkinder (so werden sie genannt in Celans Text), die hier auf dem Weg sind sich wieder zu verbinden. Wir haben alle drei eine starke Beziehung zu ein und demselben Ort, zu einer ganz bestimmten Natur, eine Sehnsucht aus unterschiedlichen Gründen. Das verbindet, und nicht nur das...